Studio Wundermaterial
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Stichpunkte

#kunst  #vermittlung  #unterricht #bildung  #selbstbildungsprozesse #informelleslernen #recherche #forschen #kunstunterricht #vermittlungsmultiple #zusammendenken

Format

Lookitup_ART (die Google-Liste) – ein Vermittlungsmultiple
Recherchebewegungen zu aktueller Kunst über die Kunststunde hinaus und wieder zurück

Vermittlungs-Multiple

Zielgruppe

Menschen jeden Alters

Auftrag

Dr. Sabine Sutter und Studio Wundermaterial

Ort und Zeit

für und gemeinsam mit einer Klasse 8 der Maria Ward Schule Mainz

Look it up konfetti
look it up
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Look it up konfetti
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In kontinuierlicher Erweiterung

Das vorliegende Vermittlungsmultiple ist als work in progress ohne Abschluss zu verstehen und verändert sich so wie sich zeitgenössische Kunstproduktion verändert. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht bestehen. Mit den gesetzten Auslassungspunkten […] habe ich dies auch auf der Textebene markiert. Die Idee einer Kategorie wird in der Zusammensicht von mindestens zwei künstlerischen Positionen sichtbar. Die genannten Positionen/Themen fächern das Thema möglichst vielfältig und differenziert auf. Es kommen fortlaufend Positionen und Kategorien hinzu.

Das Vermittlungsmultiple #lookitup_ART ist nicht auf eine Erscheinungsform festgelegt. Mit Lawrence Weiner gesprochen handelt es sich um ein „specific object without specific form“. Liste, Karte, Instapost, Tafelanschrieb, Rundmail oder Moodle-Ankündigung sind mehrere von zahlreichen Möglichkeiten. Ein Kartenset in gedruckter Form ist in Vorbereitung. 

In und außerhalb von Schule und Hochschullehre

Die Liste kann als Ausgangspunkt dienen und direkt nach dem unten beschriebenen Prinzip mit Schüler:innen im Unterricht bearbeitet werden oder als Inspiration für Lehrende dienen, die Positionen aktueller Kunst in der Planung und Konzeption von Unterricht, Seminar oder pädagogischen Situationen berücksichtigen möchten. Menschen jeden Alters können  individuell stöbern, nachschlagen, ihr Wissen befragen und erweitern.

Protypentwicklung im Kunstunterricht mit Schüler:innen einer Klasse 8

Den Prototyp des #Vermittlungsmultiple #Lookitup_ART habe ich im Kunstunterricht für und mit einer Klasse 8 erfunden. Ziel war und ist, dass Schüler:innen Positionen aktueller Kunst kennenlernen. Und eine Vorstellung davon entwickeln, dass künstlerische Produktion im Hier und Jetzt stattfindet, nicht „männlich“ besetzt ist und die unterschiedlichsten Themen in einer Vielzahl von Spielarten verhandelt. Auf die Einstiegsfrage „welche künstlerischen Positionen kennt ihr?“ hatten die Schüler*innen mir zunächst Friedensreich Hundertwasser, Vincent van Gogh, Pablo Picasso, Paul Gauguin, und Henri Matisse – auf Nachfrage nach Künstlerinnen* noch Frida Kahlo genannt.

How to: Kategorien erfinden

„Zu welchem Thema würdet ihr gerne mal Kunst sehen?“, diese Frage habe ich Schüler:innen im Kunstunterricht gestellt. Zuvor hatte ich  – Lehrperson an der Schule  und zugleich zu diesem Zeitpunkt an einem Museum für aktuelle Kunst in der Kunstvermittlung tätig – mich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt: Sozusagen alles könne Thema zeitgenössischer Kunstproduktion sein, so meine These. Aus den Themenideen der Schüler:innen haben wir gemeinsam erste  Kategorien entwickelt. Zum Teil habe ich auch Kategorien vorgeschlagen oder umgekehrt mögliche Kategorien bewusst offengelassen und nur Namen von Künstler:innen an die Tafel geschrieben. Bis zur nächsten Woche haben die Schüler:innen eine oder beide Positionen recherchiert bzw. gegoogelt und Informationen zusammengestellt. Es gab zunächst keine weiteren Vorgaben bzw. Absprachen.

Wunsch der Schüler:innen: die Vorstellung fokussieren

Zu Beginn jeder Kunststunde haben die Schüler:innen während eines Schuljahres ihre Ergebnisse, Gedanken und Fragen im Klassenplenum geteilt. Die Bearbeitung der Aufgabe war nicht verpflichtend. Zum Wechsel des Halbjahres kam von Schüler:innenseite der Wunsch, die Vorstellung der künstlerischen Positionen zu fokussieren.Das ziehe sich manchmal echt ganz schön hin.“ In der Klasse wurden dann folgende Verabredungen getroffen: Angaben zum Leben bzw. zur Lebensgeschichte generell kurz halten und nur berücksichtigen, wenn diese auch Thema der künstlerische Arbeit ist und somit für deren Verständnis eine Rolle spielen kann (wie etwa bei Felix Gonzalez-Torres oder Frida Kahlo). Es werden zu jeder Position insgesamt drei künstlerische Arbeiten mit Bildmaterial recherchiert. Eine Arbeit vertiefend, zwei weitere , um dem künstlerischen Interesse auf die Spur zu kommen. Ein wichtiger Teil ist dann das Gespräch bzw. die Diskussion in der Klasse. Hierfür kann eine Frage mitgebracht werden.

Recherche-Hausaufgaben als Option

Mit dem Prinzip #lookitup_ART wird eine Seitenbühne von Unterricht bespielt und dadurch zugleich eröffnet. Die Recherchebewegungen gehen nach einem gemeinsamen Start über den Kunstunterricht hinaus und führen dort in einer Diskussionsrunde wieder zusammen. Im Mittelpunkt steht der Austausch in der Gruppe zu den individuellen Interessen, mitgebrachten Informationen, Fragen und Gedanken.

Das Recherchieren und Aufbereiten der künstlerischen Positionen ist für die Schüler:innen nicht verpflichtend und unterscheidet sich damit deutlich von Hausaufgaben, die den institutionellen Kontrollmechanismen von Schule unterliegen.

Das Suchen und Finden im Netz thematisieren

„Googeln“ ist mittlerweile ein feststehender Begriff.  Auch das Suchen nach Informationen im Internet im Allgemeinen kann mit dem Namen des US-amerikanischen Unternehmens bezeichnet werden. Bereits 2004 hat die Duden-Redaktion diesen Begriff erstmals in das Nachschlagewerk aufgenommen.

„Googeln“ betreffend ist zugleich zu bedenken, dass diese Suche nicht ins Offene hinein verläuft, sondern begrenzt, bestimmt und beeinflusst wird, zum Beispiel von den eigenen bereits getätigten Suchverläufen. Ein kritischer Blick auf diese Suchmaschine kann in der Arbeit mit dem Vermittlungsmultiple und im Unterricht mit Schüler:innen ein eigener Themenbaustein werden, ebenso wie Suchmaschinen-Alternativen.

Die verschiedenen Suchverläufe im Vergleich könnten je nach Klassenstufte direkt auch Thema des Unterrichts werden. Was wird mir wie / an welcher Stelle angezeigt, wenn ich bei Google ein Stichwort, eine künstlerische Position suche? Wo taucht die künstlerische Position auf.Der Landesbildungsserver Baden-Württemberg  www.schule-bw.de hat einige Artikel zum Thema Internetsuche und Google zusammengestellt. Lern- und Unterichtsmaterial zur „Arbeit mit Suchmaschinen“ stehen auf dem Portal  kostenlos zum Dowload bereit. (https://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/medienbildung/lernmaterial/suchmaschinen) Der „Kritik an der Suchmaschine Google“ ist dort ein eigenes Kapitel gewidmet. Das Unternehmen Google selbst stellt folgende Informationen zur Verarbeitung der Suche (https://www.google.com/intl/de/search/howsearchworks/) und zu den Prozessen von Crawling und Indexierung zur Verfügung (https://www.google.com/intl/de/search/howsearchworks/crawling-indexing/)

Rückblick, Gedanken, Fragen an mich

Wie und wie stark habe ich durch meine Hereingabe der künstlerischen Positionen die Suche beeinflusst?

Das Suchfeld ist mit den künstlerischen Positionen, die angegeben sind, schon eingegrenzt, spezifiziert. Unabhängig von Internetseite und Textformat.  Es werden den Schüler:innen auf ihrer individuellen Suche ähnliche Dinge, die gleichen künstlerischen Arbeiten begegnen. Die unterschiedlichen Quellen und Formate zu thematisieren, könnte spannend sein. Welche Analogien und Kontraste werden sichtbar, wenn ich Bild-Zeitungsartikel, Website des Museums, Blog von Kulturjournalist:innen oder eine Künstler:innenwebsite gegenüberstelle?

Gesetz den Fall, die Schüler:innen  würden direkt zu einem Begriff suchen oder über die Websites bestimmter Museen für sie spannende künstlerische Positionen finden, welche Parameter des Prinzipes #lookitup_ART würden sich dadurch wie verändern?

↓ Literatur ↓

Böhme, Jeanette/ Herrmann, Ina: Schule als pädagogischer Machtraum: Typologie schulischer Raumentwürfe. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwissenschaften. 2011

Cage, John: Songbooks Volume I Solos for Voice 3-58. Edition Peters No.6806a. New York, London, Frankfurt: C.F.Peters Corporation 1970.

Smith, Keri: Mach dieses Buch fertig. 2013

Sutter, Sabine: Ohne Titel (Bedeutungsproduktion). Mit Schülerinnen und Schülern Gedanken zum Springen bringen. In: Whats next ?: Art Education – Ein Reader. München: kopaed 2014  S. 338-340

Sutter, Sabine : „ … und was heißt das jetzt für Kunstunterricht? Mögliche Anschlüsse oder wie die Arbeiten und Arbeitsweisen von John Cage und Felix Gonzalez-Torres neue Perspektiven für und auf Kunstunterricht eröffnen können. In: dies.: Rekonstruktion von Kunstunterricht. Sinnüberschüsse und künstlerische Handlungsformen im Kontext von Schule, aktueller Kunst und Theater.“ Universität Duisburg-Essen, 2017. Online-Publikation.

Umathum, Sandra: „Ich sehe was, was Du nicht siehst. Zum Prinzip der Deutungsflexibilität in Felix Gonzalez-Torres’ Werk. In: dies.: Kunst als Aufführungserfahrung. Zum Diskurs intersubjektiver Situationen in der zeitgenössischen Ausstellungskunst ; Felix Gonzalez-Torres, Erwin Wurm und Tino Sehgal. Bielefeld: transcript 2011.S. 32- 43

Werkbeispiele und Informationen zu Felix-Gonzalez Torres: Galerie Andrea Rosen, New York
http://origin.www.andrearosengallery.com/felix-gonzalez-torres [19.08.20]

The Felix Gonzalez-Torres Foundation https://www.felixgonzalez-torresfoundation.org [19.08.20]

Werkbeispiele und Informationen zu John Cage.
Die Ausführung des Solo for Voice Nr.54 in zwei Varianten:
https://www.youtube.com/watch?v=MrCubRq-AKQ (19.8.20)
https://www.youtube.com/watch?v=r8cJAHLSwpI (19.8.20)

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