Studio Wundermaterial
Stichpunkte

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Format

Imagine what you do – Bilder denken
Künstlerische Prozesse und Erfindungen im Dazwischen von Bild, Text und Kontext

Vermittlungs-Multiple

Zielgruppe

Menschen jeden Alters, besonders solche, die den schulischen Rahmen kennen, zum Beispiel Kunstlehrer*innen und Schüler*innen

Auftrag

Dr. Sabine Sutter und Studio Wundermaterial

Ort und Zeit

für und gemeinsam mit zwei Klassen 7 und einer Klasse 5 der Maria Ward Schule Mainz.

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Tagebuch

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Notizbuch

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Hausaufgabenheft

Prototyp-Entwicklung für und mit einer Klasse 7 und einer Klasse 5 im Off-Bereich von Kunstunterricht

„Buch to do“ geht von der Grundannahme aus, dass künstlerische Produktion von und mit Schüler:innen auch in sogenannten Offspaces stattfindet. Das heißt über die 90 Minuten der Schulstunde hinaus gehen kann, nicht zwingend die gemeinsame Anwesenheit aller Akteur*innen in Zeit und Raum voraussetzt.

Die Schüler:innen* haben Handlungsanweisungen erfunden, sogenannte „to dos“, die im Klassenkollektiv zu künstlerischen Produktionen anregen und auffordern den Möglichkeitsrahmen von Bild und Buch(-seite) auszuloten: auf dem Papier oder auch in Gedanken, farbig oder in Buchstaben, alleine oder zusammen mit anderen. Das führt bisweilen an die Grenze von Autor*innenschaft, wenn Nachbar*innen, ältere Geschwister oder Haustiere mit zur Tat schreiten und sich neue Produktionsgemeinschaften bilden.

Wichtige Projektrahmungen sind ausgerechnet die Regeln, Routinen und Rollen der Institution Schule. Sie werden hier zum Anlass und Thema künstlerischer Produktion.

Möglichkeiten von Bild, Buch, Handlung, Positionierung

Jedes „to do“ ist potentiell Impuls für eine Bild-Produktion und reflektiert sein eigenes Prinzip. Es handelt sich um Aufgabenfantasien zum Thema Bild-Produktion. Diese liegt nicht als Resultat sondern im Modus ihrer Produktion vor. Hier geht das „to-do – Buch“ – Projekt über Formate wie „Mach das Buch fertig“ (Smith 2013) die subversive Handlungsanweisungen angeben und auf deren Ausführung setzen, hinaus. Die Schüler*innen entwickeln die Handlungsanweisungen, „to dos“,  selbst im Spannungsfeld von „Bild“, Text und Kontext. Eine besondere Rolle spielen hierbei die Normen, Regeln und Routinen und Rituale des institutionellen Settings Schule.

Was ist ein To-Do?

Ein „to do“, ist zunächst etwas, was zu tun ist, man aufgetragen kriegt oder sich selbst aufträgt, man nimmt sich für eine Sache in die Pflicht wie mit einer selbst erstellten To-Do-Liste.

Eine Aufgabe, die es zu erledigen gilt – das klingt im Zusammenhang mit künstlerischer Produktion zunächst nach Zündstoff. Die Institution Schule ist ein Machtraum und durch Fragen der Macht und Pflichterfüllung strukturiert:

Es ist in der Regel die Lehrperson, die Aufgaben gibt, häufig in kopierter Form. Aufgaben werden von Lehrer*innen kontrolliert, bewertet und ihre Nicht-Erfüllung ggf. sanktioniert. Es gibt Aufgaben, „to dos“ , die in der Schule erledigt werden – diese heißen  dann „Übungen“ – und Aufgaben, die zu Hause erledigt werden müssen: „Hausaufgaben“. „Klassenarbeiten“ oder „Tests“ sind Aufgabenbündel verschiedenen Umfangs, die an einem Tag x, zu einem festgelegten Zeitkontingent, von Schüler*innen in der Regel ohne Unterstützung und Hilfsmittel gelöst werden müssen. Lehrer*innen obliegt die Bewertung.

Die Erziehungswissenschaftler*innen Jeanette Böhme und Ina Herrmann verweisen in ihrer Studie „Schule als pädagogischer Machtraum“ (Böhme, Herrmann 2011 LINK) auf „das innovative Potential von Machtrelationen“ und verorten „Machtwirkungen in der Spannung von Beschränkung und Ermöglichung“ (ebd., S. 40). In diesem Projekt sind es die Schüler*innen, die Machtrelationen aufgreifen und neu gestalten.

Ein Beispiel für ein „to do“

Buch to do – Haarstraehne
Buch to do – Haarstraehne

Eine Schere [Ratsch] und schon sind die Haare ab. Das Bild der Aktion entsteht im Zwischenraum einer Handlungsaufforderung und dem dazugehörigen Relikt: Ein Büschel Haare, mit Tesafilm auf einer Buchseite fixiert.

„Schneide Dir ein paar Haare ab und klebe sie hier ein.“ Diese Handlungsanweisung ist am institutionellen Setting Schule gewagt, scheint quasi unmöglich. Eine Lehrperson hätte diese Aufgabe niemals stellen können, ohne ihre Aufsichtspflicht und auch pädagogische Verantwortung zu verletzen. Hier wurde sie von einer Schülerin der siebten Klasse erfunden. Die Ausführung ist – entsprechend der Vereinbarung zwischen Lehrperson und Schüler:innen zum Projektstart –  möglich aber nicht zwingend und lässt Spielräume offen.

Wie ist diese Geste nun einzuordnen, im Kontext Schule und in Hinsicht auf künstlerische Produktion?

Haar – Schnitt

Der Schnitt ist immer noch eine der radikalsten Gesten überhaupt. Man kann nicht dahinter zurück. Der Schnitt zeugt von einer Grenze, die bereits überschritten wurde, gegenüber der aufgespannten Leinwand (LUCIO FONTANA LINK) oder den gewachsenen/gezüchteten Haaren am Körper bzw. auf dem Kopf. Der Schnitt ist als Geste im Moment verortet und unwiderruflich. Von einer auf die andere Sekunde ist (möglicherweise) ein Stück Frisur hin.

Haare sind mit dem Körper verwachsen und zugleich Material gewordenen Wachstumsprozesse. Sie wachsen stetig aber auch sehr langsam:  Pro Tag  ca. 0,3 bis 0,5 Millimeter. Das macht im Monat ca. 1 Zentimeter. Im Jahr ca. 12 bis 15 Zentimeter. Das sind sehr grobe Durchschnittswerte. LINK Diese  unterstreichen die Radikalität und Drastik dieser Geste, in der Konzeption des To-dos , wie auch der tatsächlichen Ausführung.

John Cage und Felix Gonzalez-Torres

Das hier thematisierte Projekt im Kontext von Kunstunterricht ist zu verstehen vor dem Hintergrund aktueller künstlerischer Positionen, welche die  Werkkonstitution auch auf der Ebene der Gedanken und in Co-Produktion mit den Rezipient:innen vollziehen:

John Cage verknüpft in den „Songbooks“ (Solo for Voice 3-92) Parameter von Bühne und Aufführung mit dem Prinzip der Regieanweisung. Ein Beispiel: „Solo for Voice 54: Leave the stage by going up (flying) or through a trap door, and return the same way while wearing an animal head.“ (Cage 1970 o. S.) Mit und für jede Aufführung der Solos wird der integrierte Handlungs- und Deutungsspielraum von den Interpretierenden neu bestimmt. Ob es nun ein Fisch- oder beispielsweise ein Hasenkopf sein soll oder die Bühne über den Luftraum oder durch eine Falltür verlassen wird,   liegt im Ermessen der Interpret*innen und kann und muss im Sinne der Aufführung von diesen entschieden werden.

Felix Gonzalez-Torres ermöglicht Kurator:innen und Rezipient:innen  in die Erscheinungsform und Dimension seiner Arbeiten einzugreifen und diese zu verändern. Dies kann sogar soweit gehen, dass einer der Bonbonstapel, zum Beispiel die Arbeit „Untitled“ (Loverboys)“ 1991,Bonbons einzeln in silbernem Zellophanpapier verpackt, endloser Vorrat, Idealgewicht: 161kg, noch während der Ausstellungsdauer anteilig in den Mägen oder Hosentaschen der Besucher:innen verschwindet. Kurator*innen der ausstellenden Institution entscheiden, ob nachgefüllt wird oder nicht. Die Arbeiten von Felix Gonzalez-Torres irritieren Rezipient:innen aber auch hinsichtlich der Qualitäten eines Kunstwerkes und dem institutionellen Setting Museum. Stellen sie sich vor, Sie treffen beim Gang durch eine Ausstellung auf einen Haufen Bonbons. Würden Sie eines nehmen, wenn ja unter welchen Bedingungen oder nicht? (Vgl.: Sutter 2014, S.338)

Ihre künstlerischen Entscheidungen fixieren die beiden Künstler in Form von Zertifikaten (Felix Gonzalez-Torres) und Specific Directions (John Cage). Hierbei handelt es sich um offene Rahmungen, die Entscheidungsspielraum lassen und dadurch zur Co-Produktion herausfordern. Die künstlerischen Arbeiten entstehen situativ für die jeweilige Ausstellung bzw. Aufführung immer wieder neu. So wie die Kopiervorlage beispielsweise in der Schule ein gängiges Format für vorgefertigte Arbeitsanweisungen ist, adaptieren John Cage und Felix Gonzalez-Torres Parameter von Museum und Theater, von Ausstellung und Aufführung und machen diese zum Thema künstlerischer Produktion.

Zu den Koordinaten der Zusammenarbeit im „to do“- Buch-Projekt:

>Produktion in Gedanken

Jedes „ to do“ ist potentiell Impuls für eine Bild-Produktion und reflektiert sein eigenes Prinzip. Es handelt sich um eine konzeptuelle Bildproduktion, die nicht als Resultat, sondern im Modus ihrer Produktion vorliegt.

>Das Buch als mediale Rahmung

„Besorge Dir ein leeres Buch ( eine Kladde, mit weißen Seiten und festem Einband). Farbe und Seitenzahl können frei gewählt werden.“ So lautet die erste Aufgabe für die Schüler*innen. Die Kladde ist als Basisobjekt gedacht. Eine Art Rohbuch, das  noch personalisiert und spezifiziert werden kann und muss

Eine Kladde ermöglicht einen konventionellen Umgang ebenso wie Brüche mit dem kulturellen Code von Buch. Letztere sind im institutionellen Setting Schule produktiv bzw. für Schüler*innen reizvoll, da Funktion und Nutzen von Büchern hier üblicherweise festgelegt sind. (Gehe zu: Buchformate und Verwendungsweisen)

>Muster – „to dos“

Das Prinzip ‚to do‘ wurde durch mich, die Lehrperson,  eingeführt. Jede*r Schüler*in erhielt zum Projektstart einen Umschlag mit Muster- „to dos“, die verschiedenen Ebenen der Bildproduktion anstoßen. Dazu gehören das Aufstellen einer Liste mit Brillenträger*innen ebenso wie eine Sammlung von Wörtern mit vier Buchstaben, ein Gespräch mit Bäumen oder das Archivieren von Dingen, die man eigentlich nicht zu behalten plante.

>Deutungsflexibilität und Handlungsspielraum

Die Schüler:innen können selbst entscheiden, wann, ob und in welcher Form sie die „to dos“ ausführen. Wird der Wasserschaden beispielsweise im Buch tatsächlich herbeigeführt, „lediglich“ skizziert oder ein Taschentuch als Relikt einer Trockenmaßnahme eingeklebt. Und an welche Möglichkeiten wurde hier noch nicht gedacht? Grenzgänge in der Konzeption von möglichen Handlungsanweisen werden möglich im Wissen, dass diese nicht ausgeführt werden müssen, auch wenn es sich um ein Projekt im Rahmen von Kunstunterricht und Schule handelt.

Vereinbarungen zum Projektstart zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen

V1 | Jede*r Schüler*in besorgt sich eine Kladde, mit der er*sie gerne arbeiten möchte.

V2 | Jede*r Schüler*in reicht mindestens zwei „to-do-Erfindungen als Kopiervorlage ein. Hierfür steht Unterrichtszeit zur Verfügung.

V3 | Die „to-do“-Erfindungen für das Klassenkollektiv werden von Schüler*innen ausgewählt.

V4 | Die Ausführung der „to dos“ ist nicht verpflichtend.

V5 | Das „To do-Buch“ kann – im Sinne von muss nicht – zum Ende des Halbjahres eingereicht werden und wird dann als Mitarbeitsnote gewertet.

Parallelproduktion

Das „to  do“- Buch- Projekt lief parallel zum wöchentlichen Kunstunterricht. Den Modus der „to-do“-Ausgabe haben sich die Schüler*innen selbst ausgedacht und im Verlauf des Projektes ritualisiert: Wer neue „to dos“ möchte, gibt seine Kladde an die beiden Schüler*innen des Ordnungsdienstes. (Die Hereingabe war freiwillig und wurde von mir, der Lehrperson, nicht kontrolliert) Die Schüler*innen des Ordnungsdienstes wählten „to dos“ aus dem frei zugänglichen Projektordner, schneiden die Kopiervorlagen in Streifen und legen diese in die Kladden/ „to-do-Bücher“ in Produktion. Am Ende der Kunststunde erhalten alle Mitmachenden ihr geschlossenes Buch zurück.

Projektordner 

Der Projektordner mit dem Pool an „to dos“ war für die Schüler*innen frei zugänglich. Neue „to-do“-Vorlagen wurden von mir, der Lehrerin kopiert und dadurch der Ordner akualisiert. Das Format des Ringbuches ermöglicht eine Flexibilisierung der Verteilung und Handhabung der Ideen. Sie werden in alle Richtungen verschiebbar, können umsortiert, erweitert oder wieder aus dem Ordner und somit dem Ideenpool entnommen werden.

(Im Bild oben zu sehen ist der Ordner, in dem ich die Original-Kopiervorlagen der Schüler*innen aufbewahre. Der Projektordner war um einiges dicker. Das Prinzip der Kopiervorlage ist deutlich zu erkennen.)

Kopiervorlagen

Die Schüler*innen haben ihre eigenen Kopiervorlagen erstellt und adaptieren damit eine Praxis der Institution Schule. In Ko-Konzeption mit mir, der Lehrperson und auch Vertreterin der Institution.Die Vervielfältigung der Vorlagen habe ich übrigens übernommen.

Interaktion und Kollaboration im Off-Bereich von Kunstunterricht 

Jedes Mitglied der Klasse erhält von der Lehrerin zum Projektstart einen verschlossenen Umschlag mit Beispiel-„to dos“, die verschiedene, auch subversive Möglichkeiten von Bildproduktion anstoßen.

Die Schüler:innen können selbst entscheiden, wann, wo, ob überhaupt und mit welchem Einsatz sie zur Tat schreiten. Die Ausführung der „to dos“ ist nicht verpflichtend. Das ist eine gemeinsam getroffene Vereinbarung zum Projektstart. Diese Vereinbarung schafft Spielraum und ermöglicht Aufforderungen zum Grenzgang wie dem Abschneiden der Haare oder dem Ausreißen einer Wimper, um darauf den größten Wunsch zu notieren.

Interaktion und Kollaboration findet im „to do“-Projekt in einem Off-Bereich von Kunstunterricht statt. Dieser wird von mir,  der Lehrerin initiiert und dann von den Schüler:innen übernommen und ausgestaltet. Sie machen eigene „to do“- Erfindungen und adaptieren die Erfindungen der Mitschüler*innen. Das Ausführen von gestellten Aufgaben wird im Projektzusammenhang über einen Deutungsspielraum Bestandteil künstlerischer Produktion. In den „to do“ – Erfindungen spielen Fantasien für Aufgaben und Ideen für die Realisation dieser Aufgaben zusammen. Das führt auch zu neuen Themen. Der Aspekt der Kollaboration taucht auch als Motiv in den  „to do“-Erfindungen auf.

Die Kladde fungiert als mediale Rahmung der Bildproduktion. Sie nimmt die „to dos“ auf, wird als Bildfläche genutzt, fungiert aber auch als Interaktionspartnerin. Und sie bewahrt Geheimnisse: Die Schüler:innen erfahren nicht unbedingt, wer welche „to dos“ in welcher Form realisiert hat. Sie wissen umgekehrt, dass die Lehrerin nicht wissen will – das heißt: nicht kontrolliert – wie viel oder wenig die Einzelnen produzieren. (Den eingeklebten „Traumtypen“ bekommt wahrscheinlich nur eine sehr nahestehende Person zu Gesicht.)

Der beschriebene Off-Bereich hat eine Schnittstelle zum Privatraum. Das wird an Kollaborationspartner:innen  aus der Familie oder Haustieren oder Materialvorschlägen wie Lippenstifte und Knabbereien deutlich. Eine Reiz übt dennoch auch die schulische Rahmung aus: Die Schüler:innen  erstellen Kopiervorlagen für die „to dos“ und stellen selbst die Aufgaben. Sie adaptieren damit eine Praxis der Institution Schule und haben auf vorderster Bühne Teil am Machtraum Unterricht, angestiftet und ermuntert durch die Lehrerin.

Seitengedanke, Abschluss und Ausblick: mit Studierenden im Lehramt Kunst den Machtraum Schule , die Perspektiven der Akteur*innen im Feld, insbesondere  das Machtpotential der Lehrer*innenrolle bedenken

Buchformate und ihre Verwendungsweisen

Das „Buch to do“ entsteht als Konzept und Objekt erst im Machen. Bezugspunkte sind dabei auch unterschiedliche Buchformate und ihre Verwendungsweisen im Kontext von Schule und im Alltag. Im Folgenden erläutere ich diesen Gedanken kurz, indem ich mehrere Formate zueinander in Beziehung setze.

Buchformate

Das „Hausaufgaben-Buch bzw.- Heft“ ist wie das „Schulbuch“ direkt mit der Institution Schule verbunden. Beide Formate sind für den Gebrauch in diesem Kontext vorgesehen. Hausaufgaben-Hefte müssen in der Regel von Schüler*innen geführt-, Schulbücher angeschafft und mitgebracht werden. Ein Vergessen kann sanktioniert werden. Hausaufgaben-Hefte können von Lehrpersonen kontrolliert-  und zur Kommunikation mit den Erziehungsberechtigten genutzt werden. Dem Format „Klassenbuch“ vergleichbar kann es hier Einträge zu Fehlverhalten geben. Der Fokus liegt zunächst auf der Mitteilung. Auf Lehrer*innenkalender haben Schüler*innen in der Regel keinen Zugriff.

Das „Buch to do“ entsteht als Konzept und Objekt erst im Machen. Bezugspunkte sind dabei auch unterschiedliche Buchformate und ihre Verwendungsweisen im Kontext von Schule und im Alltag. Im Folgenden erläutere ich diesen Gedanken kurz, indem ich mehrere Formate zueinander in Beziehung setze.

Das „Hausaufgaben-Buch bzw.- Heft“ ist wie das „Schulbuch“ direkt mit der Institution Schule verbunden.

„Skizzenbuch“ und „Notizbuch“ sind dahingegen unverbindliche, private Formate. Ersteres ist zeichnerischen Praxen, Letzteres stärker der bildhaften Form zuzurechnen. Vergleichbar dem „Tagebuch“ bieten sie den Besitzer*innen  Raum und Fläche , mit sich im Gespräch zu sein und  Ideen, Gedanken und Eindrücke sozusagen im Modus der Produktion, durchaus auch Unfertiges aufzuzeichnen.

Das „Tagebuch“ kann eine imaginäre Instanz sein. Der*die  Schreiber*in vertraut dem Tagebuch Dinge an, die er*sie nicht für sich behalten will, aber auch  (noch) keinem erzählen mag.

Das Poesiealbum (oder auch das neuere Freund*innenbuch) weist ein Element von Ko-Produktion und Adressierung auf, das auch im Rahmen des To-Do-Buch Projektes wichtig ist. Beide Formate entstehen erst mit den Einträgen und Widmungen von Mitschüler*innen, Freund*innen und Bezugspersonen. Das Freund*innen-Buch ist über Kategorienangaben bereits vorstrukturiert. Die leeren Blanco-Seiten des Poesiealbums sind für vielerlei offen.

↓ Literatur ↓

Böhme, Jeanette/ Herrmann, Ina: Schule als pädagogischer Machtraum: Typologie schulischer Raumentwürfe. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwissenschaften. 2011

Cage, John: Songbooks Volume I Solos for Voice 3-58. Edition Peters No.6806a. New York, London, Frankfurt: C.F.Peters Corporation 1970.

Smith, Keri: Mach dieses Buch fertig. 2013

Sutter, Sabine: Ohne Titel (Bedeutungsproduktion). Mit Schülerinnen und Schülern Gedanken zum Springen bringen. In: Whats next ?: Art Education – Ein Reader. München: kopaed 2014  S. 338-340

Sutter, Sabine : „ … und was heißt das jetzt für Kunstunterricht? Mögliche Anschlüsse oder wie die Arbeiten und Arbeitsweisen von John Cage und Felix Gonzalez-Torres neue Perspektiven für und auf Kunstunterricht eröffnen können. In: dies.: Rekonstruktion von Kunstunterricht. Sinnüberschüsse und künstlerische Handlungsformen im Kontext von Schule, aktueller Kunst und Theater.“ Universität Duisburg-Essen, 2017. Online-Publikation.

Umathum, Sandra: „Ich sehe was, was Du nicht siehst. Zum Prinzip der Deutungsflexibilität in Felix Gonzalez-Torres’ Werk. In: dies.: Kunst als Aufführungserfahrung. Zum Diskurs intersubjektiver Situationen in der zeitgenössischen Ausstellungskunst ; Felix Gonzalez-Torres, Erwin Wurm und Tino Sehgal. Bielefeld: transcript 2011.S. 32- 43

Werkbeispiele und Informationen zu Felix-Gonzalez Torres: Galerie Andrea Rosen, New York
http://origin.www.andrearosengallery.com/felix-gonzalez-torres [19.08.20]

The Felix Gonzalez-Torres Foundation https://www.felixgonzalez-torresfoundation.org [19.08.20]

Werkbeispiele und Informationen zu John Cage.
Die Ausführung des Solo for Voice Nr.54 in zwei Varianten:
https://www.youtube.com/watch?v=MrCubRq-AKQ (19.8.20)
https://www.youtube.com/watch?v=r8cJAHLSwpI (19.8.20)

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